Wenn Gäste den Dresdner Zwinger besuchen, stehen Sie oft verwundert in dem figurenreich umbauten einstigen Fest- und Feierplatz Augusts des Starken. Die Figuren und Sandsteinfassaden sind mal hell, mal grau, mal tiefschwarz. Als logische Folgerung erwächst die Frage: Warum macht man das nicht alles hell?
Wenn das so einfach wäre! Und sinnlos wäre es obendrein, denn der ach so schöne ockerfarbene oder hellgraue Stein aus dem Elbsandsteingebirge dunkelt auf natürliche Weise nach, sobald Feuchtigkeit in ihn eindringt. Salze und Minerale werden gelöst und bilden an der Oberfläche eine Schutzschicht. Und das ist – nach unserem ästhetischen Empfinden – jenes hässlich anmutende Schwarz. In meinem „Histörchen …“ habe ich das Sanierungsverfahren der schwarzen Figuren beschrieben. Führe ich heute Gäste durch den Zwinger, freue ich mich über jede frisch sanierte und wieder aufgestellte Figur. Saniert mit einer speziell von der Dresdner Zwingerbauhütte entwickelten Silikonharzlasur, die auf die schwarze Schicht der Figuren aufgetragen wird. Nur wenige der 500 Figuren des Zwingers sind noch nicht wieder an ihren Platz auf der Balustrade zurückgekehrt. Bleibt zu hoffen, dass das Fütterungsverbot für Tauben von Gästen wie Einheimischen respektiert wird, denn Taubenkot verträgt der härteste Sandstein nicht – egal, ob saniert oder unsaniert.
Übrigens – in Barcelona erwehrt man sich beim Bau der von Antoni Gaudi geschaffenen „Sagrada Familia“ auf besonders schlaue Art und Weise der Taubenplage. Das glaubte man jedenfalls. In der Spitze eines Seitenturms wurden Falken angesiedelt. Sie sollten den Tauben nachstellen und sie von dem Bau verjagen. Doch seit einiger Zeit funktioniert das nicht mehr. Die Falken haben sich mit den Tauben angefreundet, und inzwischen verstehen sie sich recht gut. Das berichtete uns die Gästeführerin, der ich interessiert durch dieses einzigartige Gotteshaus gefolgt bin, das im Jahr 2026 – dem einhundertsten Todestag Gaudis – fertiggestellt werden soll. Dann wird es die höchste Kirche Europas sein.
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