Es hat sich herumgesprochen, dass Dresden flächenmäßig die viertgrößte kreisfreie Stadt Deutschlands ist. Beachtliche 328 qkm sind eingebettet ins liebliche Elbtal. Seit 1990 wird diese Fläche fleißig weiter bebaut und manche, noch immer von der Bombennacht am 13. Februar 1945 herrührende Lücke geschlossen.
Spaziere ich zum Beispiel durch meinen Stadtteil Striesen, dann sehe ich, wie die piekfeinen Stadtvillen nur so aus dem Boden schießen. Ich vermute, in zwei bis drei Jahren gibt es hier kaum noch ein unbebautes Grundstück. Die entstehenden Wohnungen sind sehr gefragt. Die Mehrzahl der Käufer nutzt die Wohnungen selbst, es wird kaum noch vermietet. Das war vor Jahren noch anders. Was lehrt uns das? Dresden mausert sich zu einer der begehrtesten Wohnstädte Deutschlands und hier in Immobilien zu investieren ist ausgesprochen lukrativ.
Doch über welches Bauprojekt reden und staunen die Dresdner zur Zeit am meisten? Natürlich über das Projekt am „Herzogin Garten“, eine 1,4 Hektar große Fläche an der Ostraallee, dem Zwinger gegenüber. Ein historisch beachtenswertes Areal, von dem der Krieg nur Giebelfragmente der ehemaligen kurfürstlichen Orangerie gelassen hat.
Bereits 1591 hat Kurfürstin Sophie, die nach dem frühen Tod ihres Gemahls Christian I. von Sachsen im sächsischen Herrscherhaus etwas zu sagen hatte, den Garten anlegen lassen. Dieser wurde später erweitert und im Jahr 1728 mit einer Orangerie ergänzt. Was zwingend notwendig war, denn inzwischen existierte schräg gegenüber der „Zwinger“, ein höfischer Fest- und Feierplatz. Seine exotischen Kübelpflanzen benötigten ein schützendes Winterquartier. Auftraggeber für beide Bauprojekte war ER: August der Starke.
Somit gehörte das Gartengrundstück dem sächsischen Herrscherhaus, den Wettinern. Auch jetzt noch bzw. wieder. Und Nachfahren der Wettiner haben das Grundstück – laut Presse, Juni 2013 – an Reinhard Saal verkauft, einem finanzkräftigen Unternehmer aus Siegen, der sein Geld, locker gesagt, mit digitalen Fotos verdient (Saal Digital Fotoservice GmbH). Gewiss zur Freude vieler Dresdner lässt Herr Saal stolze 110 Wohnungen bauen. Teils zum Verkauf, teils zur Miete. Näheres u.a. auf: www.dimag-dresden.de.
Die Orangerie soll originalgetreu wieder aufgebaut werden. Das hängt offenbar davon ab, wie sich die geplanten Nutzer einigen. Toll wäre es schon. Ich stelle mir vor, ich besuche ein Konzert in der Orangerie und habe dabei die Bilder aus der Vergangenheit des Gebäudes vor Augen. In meiner „Elisa“ habe ich beschrieben, wie unmenschlich die Gefangenen nach der Augustschlacht 1813 in der Orangerie dort gefangen gehalten wurden (Seite 340 bis 342).
Unterm Strich ist die Bebauung des „Herzogin Garten“ ein attraktives Projekt im historischen Altstadtkern. So richtig was zum darauf freuen, nicht nur für die Dresdner. Schau‘n wir mal, wie die Sache vorangeht.
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