Dresdner Gemälde in Eremitage

Eine Reise mit großem AHA-Effekt

Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. 10 Tage Kurzurlaub mit der AIDA zu den glanzvollen Metropolen der Ostsee. Vor allem auf Sankt Petersburg hatte ich mich gefreut und buchte die abendliche Sonderführung in der Eremitage.

Zur Einstimmung erfreute man uns – etwa 50 Personen – mit einem Konzert. In drei langen Reihen saßen wir vor einer der beiden, mit Gemälden behangenen Wände. Die Gemälde nahm ich zunächst nur oberflächlich war, weil mich das Orchester, das uns gegenübersaß, in den Bann zog. Junge Menschen, die mit Herzblut spielten. Es war eine Freude, ihnen zuzusehen.

Musik und Kunst in historischer Umgebung

Ich genoss die Atmosphäre, die ich so beeindruckend noch nicht erlebt hatte. Ich schloss die Augen, lauschte der Musik, hing meinen Gedanken nach. Doch plötzlich signalisierte mir mein Hirn: „He, du kennst das Gemälde an der gegenüberliegenden Wand!“ Ich riss die Augen auf. Tatsächlich! Trotz schmaler Beleuchtung sah ich über die Köpfe der Geigerinnen hinweg ein mir wohlbekanntes Bild. In der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden hatte ich es unzählige Male bewundert: Der Neumarkt in Dresden, von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto. Doch wieso hing es in der Eremitage? Schließlich hatte es König August III. – Sohn Augusts des Starken und fanatischer Sammler wertvoller Gemälde – seinerzeit Canaletto abgekauft. Einfach so eine Replik anzufertigen und auf dem Markt zu vertreiben, hätte August seinem Hofmaler gewiss nicht erlaubt.

Doch als ich an besagter Wand weitere Canaletto-Gemälde wie „Der Zwingerhof in Dresden“, „Die Kreuzkirche“ und „Elbansicht von Pirna“ sah, klickte es bei mir. Das Verbot für den Hofmaler galt nicht für den Minister Heinrich Graf von Brühl.

Brühl – ein Mann von besonderem Kaliber 

Der geschäftstüchtige ehemalige Silberpage hatte sich nach einer steilen Karriere nicht nur die später nach ihm benannte „Brühlsche Terrasse“ von seinem Kurfürst-König schenken lassen, er erfüllte sich auch einen teuren wie spektakulären Wunsch. Es heißt, von jedem Bild, das Canaletto für den König malte, ließ Brühl sich eine exakte Zweitausführung anfertigen. Somit existierten von jedem dieser Gemälde zwei Originale. Eines in der Sammlung des Königs und eines in Brühls privater Sammlung, die bereits mit zahlreichen wertvollen Gemälden bestückt war.

Nachdem im Jahre 1763 der Siebenjährige Krieg gegen Preußen verloren war, der König das Zeitliche segnete und sein Minister ihm folgte, stand Brühls Gemäldesammlung zum Verkauf. Das vernahm man auch in Sankt Petersburg. Zarin Katharina die Große, die noch heute in Russland verehrt wird, kaufte im Jahr 1769 die mehr als 600 Gemälde zählende Brühlsche Sammlung für die Eremitage an.

Die Eremitage – ein Palast voller Bilder

Wie viele Gemälde davon heute noch zu sehen bzw. im Bestand der Eremitage sind, konnte ich bei der anschließenden Führung leider nicht erkunden. Ich habe unzählige Fotos geschossen in den prunkvollen Räumen, in denen zu dieser abendlichen Stunde außer unserer Reisegruppe niemand mehr war. Die Wärter löschten hinter uns das Licht und verschlossen die Türen. Ich bedankte mich für ihre Geduld auf Russisch mit dem, was an Vokabeln aus ferner Zeit hängengeblieben war. Als wir das prachtvolle Treppenhaus verließen, wusste ich: Von diesem außergewöhnlichen Abend in Sankt Petersburg werde ich noch lange zehren.

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