Am letzten WE eröffnete Yadegar Asisi im Panometer sein neues 360-Grad-Panoramabild: „Tragik und Hoffnung einer europäischen Stadt“.
Erschreckend beeindruckend – so empfand ich es gestern. Der Verband Dresdner Gästeführer, dem ich seit 20 Jahren angehöre, hatte im Rahmen seiner jährlichen Weiterbildung zu einer Sonderführung in das Panometer eingeladen. Nach Vortrag zur Arbeit des Künstlers und Besuch der Begleitausstellung im Untergeschoss stiegen wir die Metalltreppen hinauf zur Plattform.
In 15 Meter Höhe zeigt sich dem Besucher hier der Rundblick vom Rathaus auf die zerstörte und teils noch brennende Stadt am 15. Februar 1945. Also zwei Tage, nachdem englische und amerikanische Flieger über 7.000 Tonnen Bomben auf die Innenstadt abgeworfen hatten. Dicker, die Sicht verwehrender Rauch steigt dort auf, wo Asisi keine Originalaufnahmen finden konnte. Einziger Farbpunkt im Trümmergrau zwei umherirrende bunte Papageien, geflüchtet aus dem ebenfalls zerbombten Zoo.
Ein älterer Kollege neben mir zeigte in die brennenden Ruinen und sagte: „Genau dort stand unser Haus. Aus irgend einem Grund fuhr unsere Mutter an dem Morgen mit uns für ein paar Tage nach Meißen. Zum Glück, denn sonst …“
Der Mythos Dresden wird seit der Wende immer wieder hinterfragt und kontrovers diskutiert: Warum gerade Dresden kurz vor Kriegsende? Wie viele Opfer gab es wirklich? Reagieren die Dresdner nicht emotional überzogen im Vergleich zum Schicksal anderer, weit schlimmer zerstörter deutscher Städte?
Dazu ist mir im Internet ein Artikel aufgefallen. Die Glaubwürdigkeit der dort gemachten Angaben seien dahingestellt, doch interessant ist er schon: „Die Lüge von Dresden“, Jürgen Elsässer, 2003 in www.trent.infopartisan.net (eine offenbar nicht mehr bestehende) „Onlinezeitung für die alltägliche Wut“. Aller Streit um die Fakten, Zahlen und Hintergründe der Bombardierung Dresdens treten beim Anblick der Trümmerstadt in den Hintergrund.
Es war still gestern, als wir auf der Plattform standen, umringt von dem grauenhaften und zugleich mahnenden Bild. Ich glaube, wir alle hatten nur den einen Gedanken: Nie wieder Krieg!
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