Die Geigerin Marie-Luise Dingler aus Mannheim, die mit ihrem Bruder Christoph (THE TWIOLINS) international auftritt, war von meinem Roman „Die Dresdner Stradivari“ begeistert. Über Facebook kamen wir in Kontakt. Ein Auftritt führte das Künstlerpaar letzte Woche in die Nähe von Dresden. Ich freute mich riesig, als Marie ganz spontan ihren Besuch ankündigte.
Noch größer war die Freude, als sie dann auf meiner Schlick-Geige von 1870 spielte. Mir blieb die Luft weg. Noch nie habe ich das Instrument von einem echten Profi spielen gehört. Es mag theatralisch klingen, doch mir war, als jauchze die Geige vor lauter Freude, endlich wieder gespielt zu werden. Schließlich war sie seit 1968 in ihrem Geigenkasten zum Schweigen verdammt. Und noch etwas war mir interessant. Seit die Geige wieder in meinem Besitz ist, versuche ich von kompetenter Seite zu erfahren, wie ihr Klang zu bewerten ist. Nicht monetär, sondern im Vergleich mit anderen Geigen. Als Wilhelm Schlick diese Geige (für Sohn Hans) baute, war er bereits körperlich angeschlagen. Womöglich hat sie nicht die klangliche Qualität erreicht, wie die hochkarätigen von 1855 oder die zuvor prämierten. Oder aber es ist ganz anders. Eben weil er jetzt ohne finanziellen Druck arbeiten konnte und diese Geige für seine junge Frau und das zu erwartende Kind gebaut hat, gelang ihm noch einmal ein besonderes wohlklingendes Instrument.
Im Vergleich mit Maries Geige, auf der sie seit Jahren bei Auftritten spielt, konnten wir beide keinen Unterschied feststellen. Auch ist zu berücksichtigen, dass auf der Schlick-Geige nagelneue Saiten sind. Bislang hatten sie kaum Berührung mit einem Geigenbogen.
Ich habe ein Video gemacht, wie Marie spielt. Leider ist es zu lang für diese Seite hier. Ich versuche es in einem gesonderten Beitrag, in der Hoffnung, dass das klappt.