Ein Buch entsteht, Teil 2 „Die Sache mit Mozart“

Ich stöbere im Internet, möchte die Szene mit dem Besuch der Violinvirtuosin Regina Strinasacchis 1784 bei Mozart schreiben. Dazu brauche ich mehr Details.

Die Ausgangssituation in Wien

Regina war jung, hübsch und auf dem Weg, mit ihrer Stradivari berühmt zu werden. Zum Abschluss ihrer Europa-Tournee gab sie in Wien zwei Konzerte. Für das erste, bei dem sogar der Kaiser anwesend war, erntete sie Beifallsstürme. Nun wollte sie dem Publikum des zweiten Konzerts zusätzlich etwas Besonderes bieten. Zwischen beiden Konzerten lagen etwa 14 Tage. Regina sagte sich, wenn ich Mozart dazu bringe, auf meinem Konzert aufzutreten, wäre das toll.

Ich zweifle an der bisherigen Version

In fast allen Publikationen heißt es, Regina habe Mozart mit der Komposition einer Serenade beauftragt. Hallo! Eine blutjunge Künstlerin geht zum berühmten Mozart und sagt: Mach mir das mal! Hast zwar keine 14 Tage Zeit, aber das schaffst du schon. Das kam mir komisch vor. Wie sollte ich diese Szene, die sich in Mozarts Wohnung zugetragen hat, schreiben? Zwangsläufig kommt ein Autor ins Grübeln, sucht nach Hinweisen und Details, wie die Sache genau gewesen sein könnte. Vielleicht wäre ich der offiziellen Auslegung artig gefolgt, hätte ich nicht auf einer Webseite den Hinweis gefunden: Mozart schlug Regina vor, für das Konzert eine Serenade zu komponieren.

So könnte es gewesen sein

Diese Auslegung schien mir glaubhafter. Mozart soll ja ein recht lustiger Kerl gewesen sein, spontan, oft überschwänglich. Ich las, dass er vermutlich das Tourette-Syndrom hatte, das ihn manchmal zwanghaft zu seltsamen, nicht immer stubenreinen Äußerungen drängte. Das soll aus einigen seiner Briefe hervorgehen. Auch der Mozart-Film stellt ihn spontan, sprunghaft, übermütig dar.

Unterm Strich passte das alles zu der Annahme, dass ER der hübschen Regina imponieren wollte und ihr in einem Anflug von Lebensfreude die Komposition der Serenade vorschlug. Tatsächlich kam er dann zeitlich arg in Bedrängnis. Nachweislich hat er Regina die Noten erst einen Tag vor dem Konzert gegeben. Fies! Und den Klavierpart hatte er noch nicht mal geschrieben. Er saß am Klavier und spielte vom leeren Blatt.

Das zeigt, wie genial Mozart war. Ein Ausnahmemensch mit Ecken und Kanten. Beinahe hätte Regina Strinasacchi sich empfindlich daran „gestoßen“. Die Serenade für Regina Strinasacchi, KV 454, könnt ihr euch im Internet anhören.

Wie ich die Szene geschrieben habe, seht ihr im nächsten Beitrag: Leseprobe – Regina Strinasacchi bei Mozart 

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